Eine H-EQ5 bekommt Flügel

Eine H-EQ5 bekommt Flügel

Die H-EQ5 von Synta ist eine grundsolide recht brauchbare Montierung, die sich der kleine Mann leisten kann. Sie hat nur ein Problem, die Nachführgenauigkeit läßt manchmal etwas zu wünschen übrig. Schuld daran sind vorwiegend die Getriebe, deren Spiel schon in schlimmen Fällen ein paar Grad ausmachen kann. Nun, ich darf mich nicht beschweren. Meine H-EQ5 hat einen gemessenen Schneckenfehler von unter +/- 20 Bogensekunden und läuft recht gut. Man darf nur nicht vergessen, mit der Handbox vor der Aufnahme, das Spiel zu berücksichtigen. Sonst sind die ersten Bilder eben Schrott.
Meine Autoguiding-Versuche schlugen auf Grund dieses Getriebespiels und der hohen Geschwindigkeit von 2X meistens fehl.
Vor längerer Zeit sah ich die Seite von Rajiva und dachte mir, das wäre doch was. Fast ein Jahr später legte ich mir das MCU-Update Kit incl. des Goto und IntellyTrack Codes und dem Handbox-Update zu.

Noch vor dem Update-Kit trafen die beiden Getriebe-Motoren RB35-100 von Conrad-Elektronik ein (Es ist der RB35 mit 1:100 Getriebe).


Die noch jungfräuliche H-EQ5, geöffnet. Das ist der schwerste Augenblick in dem Umbau. Soll ich das wirklich machen ?


Die noch Originale Steuerplatine. Aber nun zur Sache !


Das Stromkabel der Montierung wird abgezogen, oder das Netzteils abgeschaltet. Wichtig !! Dann ziehe ich die beiden Motorstecker von der Platine. Ich habe mir die Stecker und die Motoren mit "L" und "R" beschriftet. Die Stecker kann man nicht verwechseln, sie sind unterschiedlich groß. Der Stecker ganz links, kommt von dem Stromversorgungs- und dem Handboxstecker. Der muß auch ab.


Wenn die vier schwarzen Schrauben rausgedreht sind, kann man die Motoren einfach rausnehmen.


Es liegt nun der Blick auf die Platine frei.


Die Platine ist mit zwei silbernen Schrauben befestigt. Diese werden rausgedreht und man kann die Platine rausnehmen.

Der original Getriebemotor wird zerlegt:
Da ich vor lauter Aufregung keine Bilder gemacht habe, habe ich das mit einem anderen Motor nachgestellt. Zuerst wird das große Messingzahnrad mittels eines Imbusschlüßels entfernt. Dann das original Getriebe mit den 3 kleinen langen Schrauben. Achtung es kann leicht auseinander fallen. Nun liegt er vor uns, der H-EQ5 Motor mit dem original Zahnrad auf der dünnen Welle. Nun kommt der heftigste Teil des Umbaus. Ich denke ich habe ca. 2 Kg aus Angst dabei verloren. Wie bekommt man das kleine Zahnrad von der Achse des Originalmotors ?

Ich habe mir einen einfachen Abzieher gebaut. Es ist ein Stück Flachstahl das mit der Handsäge in der Mitte geschlitzt wurde.


Dieser Schlitz wird zwischen das Ritzel und den Motor geschoben. Das ganze wird nun auf die Backen eines Schraubstocks gelegt. der Motor hängt frei und ist nicht geklemmt. Nun wird mit einen feinen Körner ein sanfter Schlag auf die Welle ausgeübt. Keine Sorge , die Welle bekommt nichts ab.


Das Ritzel läßt sich nun mit der Hand abziehen. Fertig, das Zahnrad wurde schonend und ohne viel Hebelgewalt entfernt.


Ich habe nun das Conrad Getriebe, an den drei Schrauben, von seinem Motor befreit und die Montageplatte in der Mitte auf 10mm aufgebohrt. Hier sehen wir die zwei Löcher die ich in der Platte etwas anpassen muß(unten und links das Langloch). Es fehlte nicht viel und lies sich mit einer Schlüßelfeile bewerkstelligen. Die Platte wird mit den zwei Senkkopfschrauben der H-EQ5 Montageplatte festgeschraubt. Es darf nichts überstehen ! den Überstand abfeilen.


Das Getriebe muß plan auf dem Motor aufsitzen und wird mit den Original Conrad-Schrauben festgeschraubt.


Die Löcher in der Montageplatte wurden mit einer Feile angepaßt und dann die Platte montiert. Das Messingzahnrad wird nun Falsch rum auf die Welle gesteckt und festgedreht.


Die Motoren werden zum Test wieder eingebaut. Es kann sein, das man mit ein paar Unterlegscheiben die Motoren höher legen muß.


Der Deckel wird nun nicht mehr passen, da die Wellen etwas über stehen. Hier werden mit einem Fräser zwei Löcher reingefräst und dann Deckel aufgeschraubt.

Die MCU-Platine:

Ich habe mir den Bausatz von Rajiva bestellt und mußte es erst zusammenlöten. Diesen Schritt beschreibt Rajiva auf Seiner Seite sehr gut. Deswegen erspare ich es mir hier.


Die Platine wird einfach statt dem Original Chip auf die Steuerung gesteckt. Hier schon im eingebauten Zustand.


Mittels der Schablone von Rajiva habe ich mir die wichtigsten Punkte markiert. Hier soll der Stecker rein.


Fertig ! Die H-EQ5-RC mit dem Rajiva MCU-Update Kit und Conrad-Getrieben sowie richtigen Luxus.


Übrigens, da ich so schonend zu meinem Motoren war, konnte ich die Synta-Getriebe auf die Conrad Motoren bauen und habe wieder zwei weitere Bastelmotoren.

    Was kann meine H-EQ5 nun:
  1. Mikroschrittbetrieb in RA und DEC
  2. GOTO (speed 20x - 40x) über das LX200 Protokoll
  3. Intelligentes Tracking mit IntellyTrack®
  4. Autoguidinginterface (ST-4 kompatibel)
  5. RS232 (LX200) Autoguiding-Schnittstelle
  6. Unterstützung der LX200 PulseGuide Kommandos
  7. 3 Geschwindigkeiten (Siderial/Solar/Lunar)
  8. Korrekturgeschwindigkeit kleiner 2x kann eingestellt werden
  9. Unterstützung des Conrad Getriebes
  10. Getriebespielausgleich in RA und DEC
  11. PEC (periodic error correction) mit 256 Messpunkten
  12. Geschwindigkeiten (2x,8x,16x) lassen sich frei (1,3x - 40x) konfigurieren
  13. Unterstützung der LX200 Fokus Komandos
  14. Fokussteuerung über die orig. Handsteuerbox (brauche ich z.Z. noch nicht)
  15. Firmware updates einfach über die serielle Schnittstelle einspielbar
  16. Re-Programmierbar durch heraus geführtes Programmierinterface

Das China Fett wurde schon von Wolfi vor der Auslieferung ausgetauscht. Deswegen ist der Schritt nicht beschrieben.

Der Test der 'neuen' Montierung:
Normal schlägt hier ja 'Murphy' sofort zu. Wenn ein Hobbyastronom was neues hat, ist immer bewölkt. Aber am Freitag war mir der Wettergott gut gesonnen und ich konnte endlich alles testen.
Nun mit einer gut eingenordneten Montierung kann ja jeder nachführen. So leicht wollte ich es dem MCU-Update nicht machen. Also verstellt ich die Polachse um eine viertel Umdrehung.


Jawohl, schöne unrunde Sterne mit 120 Sekunden Belichtung und abgeschaltetem IntellyTrack. Das schafft die Steuerung sicher nicht, mal sehen.

Nun, habe ich das IntellyTrack so verstanden, das ich erst mal den Stern mit der Handbox eine Zeit bei eingeschaltetem IntellyTrack nachführen muß. Mit dem 10er Fadenkreuz und der 2X Barlow waren die ersten 20 Sekunden richtiger Streß. Dann, wie von Geisterhand, wurden meine Korrekturen immer weniger und mein neuer 'Autopilot' IntellyTrack übernahm das für mich. Nach einer Minute blieb der Stern Vega wie angenagelt stehen. Ich war begeistert !

Hier mein Ergebnis mit der gleichen Belichtung wie oben, nur mit eingeschaltetem IntellyTrack.

Nun wollte ich mal sehen wie weit ich das Spielchen noch treiben kann. Also verdoppelte ich die Belichtungszeit.
Wahnsinn, 240 Sekunden ! Das schaffe ich ja nicht mal mit richtig eingenordneter Montierung !

Nun geht es weiter mit dem Goto Test:
Die H-EQ5 ist mit Ihren Motoren nicht gerade der Renner unter den Goto Montierungen. Normal kann sie das ja auch nicht. Da ich schon mal auf Vega war, sendete ich mit CdC den Sync Befehl und klickte dann auf den offenen Sternhaufen Steph1. Die Montierung setzte sich mit dem 40x Goto* leise surrend in Bewegung. Nach ein paar Sekunden blieb die Montierung stehen. Ich drückte einfach die Kamera ab und sah was drauf war. Phantastisch ! Genau in der Bildmitte sah ich den Sternhaufen.

Nun ein etwas größerer Schwenk zu M56. Auch über diese Entfernung blieb das Objekt noch schön in der Mitte.

Ich wollte nun zu M57. Ich klickte das Objekt in CdC an und flog weiter, rüber zur Leier zu M57. Ich fühlte mich, als ob meiner H-EQ5 Flügel gewachsen sind *grins*. Ich betätigte den Auslöser und ... Bingo, wieder genau in der Mitte ! Den Schwenk von Vega zu M57 habe ich mal gemessen, er dauerte ca. 45 Sekunden.

Fazit:
Der Umbau , gerade mit den Getrieben, ist nicht einfach, aber realisierbar. Ich habe den Schritt nicht bereut und freue mich über meine 'neue' Montierung. Bei dem ganzen Test hatte ich total vergessen, das die Polachse immer noch verstellt war und ich normal gar keine Langzeit-Aufnahmen machen könnte. Ups... das habe ich mit IntellyTrack gar nicht gemerkt :-)

Was Rajiva hier vollbracht hat ist schon ein Ding ! Ich bin selbst seit mehr als 7 Jahren als Programmierer in der SAP-Branche und weiß was dahinter steckt. Danke an Ihn, das er auch für 'kleine' Geldbeutel, sowas erreichbar macht.

Ein Freund, auch ein alter Dobson-Schubser, sagt immer "Goto ist was für Weichei-Astronomen". Nun ab und zu mal ein Weichei sein, macht mächtig Spaß :-)

* Man muß dazu noch sagen, das ich erst bei 20x anfing und die Temp. der Motoren prüfte und auf Geräusche achtete. Die Geschwindigkeit steigerte ich langsam unter stetiger Beobachtung. Das habe ich schon am Vortag (tagsüber) gemacht. Eine Garantie, das die Motoren das aushalten gibt es nicht.

Alle Bilder die mit der verbesserten H-EQ5 gemacht wurden , enthalten im Text die Bezeichnung H-EQ5-RC.

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