04.09.2004 - Der Eigenbau 6 Zoll f/5 und eine Spechtelnacht mit einer Arbeitskollegin

04.09.2004 - Der Eigenbau 6 Zoll f/5 und eine Spechtelnacht mit einer Arbeitskollegin

Verfügbare Ausrüstung:
Teleskop: Eigenbau 6 Zoll f/5 (siehe Ausrüstung)
Okulare: siehe Ausrüstung (Zubehör)
Sonstiges: H-EQ5 auf Säule in Spica Dachsternwarte (siehe Link auf Einstiegsseite)

 

Bericht:
Schon seit längerer Zeit wollte meine Arbeitskollegin und Freundin Tanja mal sehen wie 'solche' Sterne denn Live aussehen. Da ich eine ganze Zeit verhindert war und dann meine Sternwarte fertig stellen wollte, verschob sich der Termin immer weiter nach hinten.
Aber heute sollte es so weit sein.

Wir trafen uns um ca. 20:30 auf einem Parkplatz und fuhren dann gemeinsam zu mir in die Sternwarte. Nach dem der ganze Tag, die Sonne auf das Fenster geschienen hatte, war es in der Sternwarte noch sehr warm. Ich öffnete erst mal das Dach und lief den Ventilator laufen. So wird die Luft meistens innerhalb einer 1/2-3/4 Stunden rausgedrückt und der Spiegel abgekühlt.
Ich nutzte die Zeit erst mal, um mit einer kleinen Teleskopkunde an zu fangen. Tanja hatte vorher noch nie was mit den Thema zu tun gehabt und noch absolut keine Ahnung. Nach dem Erklären von Reflektor, Refraktor und deren Vor- und Nachteile kamen wir zu dem Thema, was ist denn was im Universum.
Sie zeigte großes Interesse und frage sehr viel nach, was mich wirklich etwas verwunderte. Es kommt selten vor das sich ein 'Neuling' so stark für die Astronomie interessiert. Ich hielt mich tapfer und konnte auch alle Fragen beantworten. Nur als wir dann zum Thema 'Scharzes Loch' kamen, traten mir schon leicht die Schweißperlen auf die Stirn. Das ist nicht einfach zu begreifen, ich begreife es ja selber noch nicht richtig :-))
Der ausgekühlte Spiegel und der näher kommende Halbmond rettete mich dann aus dem 'Rudern' *grins*.
Zuerst übten wir das 'indirekte' Sehen am Sternenhimmel. Ich war total überrascht, was Sie für gute Augen hat. Mir sind schon öfter Ihre sehr großen Pupillen aufgefallen. Ihre Augenöffnung möchte ich als Hobby Astronom haben. Am Sternenhimmel machte das locker ein halbes Mag aus, wie wir mit 'Cartes du Ciel' nachschlagten.
Nach dieser Hals verrenkenden Übung gingen wir kurz die wichtigsten Sternbilder durch und starteten bei einer der 'hellsten Kerzen' - M13 dem Herkules Kugelsternhaufen. Zuerst mit dem 32er 2 Zoll GSO Superview (Erfle). Ein schöner Anblick, M13 in der Mitte des Gesichtsfeldes mit 'scheinbarem' 1cm Durchmesser umgeben von lauter Sternen, am Rand leicht angelöst und in der Mitte milchig. Tanja, bemerkte : "Ich sehe was nebeliges Rundes, ist es das ?". Ich erwiderte, "ja". Auf den 'Ahhhhh' Effekt, wartete ich vergeblich. "Nun, das können wir auch größer", sagte ich und legte ein paar Okulare nach, das 2 Zoll 26 RK, das 12,5er Ortho und abschließend das 7er Harry Siebert. Aus Ihrer Bemerkung konnte man schon ein leichtes 'Ahh' raus hören, als Sie sagte : "Das sind lauter kleine Sterne". Beim 12,5er kam der Sternhaufen am besten und war schon ordentlich aufgelöst. Nicht wie beim 8 Zoll, fast bis ins Zentrum , aber bedeutend mehr als beim 4 Zoll. Mit dem Harry Siebert, war er fast schon zu dunkel. Etwas nachdenklich war Sie darüber, wie lange das Licht zu uns von M13 zu und unterwegs ist, ca. 25000 Jahre.
Weiter gings es dann zu M57, dem Ringnebel in der Leier. Mit dem 8 Zoll f/6 hat man da schon was größeres in Erinnerung als mit dem 6 Zoll f/5. Ich sehe mit dem 32er 2 Zoll die beiden 'Kastensterne' Sulafat und Sheliak und ca in der Mitte, etwas oberhalb, ein bläulich/grauer aussehender Nebelpunkt, der sich nur leicht von der Umgebung abhebt. Man braucht schon geübte Augen, um den sehen zu können, dachte ich. Ich sagte mal nichts und fragte Sie, was Sie sehen könnte. "Nun ich sehe viele Sterne, die irgendwie etwas im Kreis stehen". Nein, sagte ich und legte das 26er RK 2 Zoll ein. "Da ist noch was anderes in der Mitte" erwähnte Sie erneut. Ich lege nun das 12,5er Ortho ein. "Ja, es ist ein Kreis der in der Mitte etwas dunklerer ist, jetzt kann ich es sehen, aber nur indirekt" sagte Sie etwas überrascht wirkend. Nun wußte ich, das Sie es gesehen hat. Ich sah die klare Struktur des Ringnebels direkt. Die dunklere Mitte konnte man wirklich fast nur indirekt sehen. Der Himmel war schon sichtbar aufgehellt und die Grenzgröße schätzten wir (mittel Cartes du Ciel) auf mittlerweile nur noch 4 Mag.
Etwas links findet man den leicht zu übersehenden Sternhaufen M56. Ein sehr unscheinbares Objekt das sich in dem sternenreichen Gebiet leicht übersehen lässt. Ich suchte auch ca. 20 Sekunden, bis ich Ihn fand. Ich legte hier gleich das 2 Zoll 26er RK ein, da es so schon schwer genug ist. Tanja sah das Objekt sofort, "Schon wieder so ein kleines rundes Nebelding, oder ?". "Ja es ist auch ein Sternhaufen, wie M13 nur kleiner" erwiderte ich. Sie hatte langsam den 'Deepsky Blick', den man dazu braucht
Weiter ging es mit M31, unserer Nachbar Galaxie. In dem mittlerweile sehr hellen Himmel, ein trauriger Anblick. Auch indirekt konnte man nur einen relativ kleinen Kern sehen. Immerhin sind es ca 2,2 Mio. Lichtjahre die wir hier sehen, das machte auch Tanja etwas nachdenklich, und Sie sah es sich eine Zeit lang an.
Als letztes 'Deepsky' Objekt, zeigte ich Ihr noch M27. Aber wegen dem aufgehellten Himmel, war keine Hantelform zu erkennen. Der Nebel hebte sich wohl noch vom Hintergrund ab, aber Details waren nicht all zu viele drin. Der Skyglow Filter brachte etwas Verbesserung, aber auch er kann bei diesem Mond keine Wunder vollbringen.
Nun, als Abschluß, es war nun nach 0 Uhr, fuhr ich auf den Mond mit dem 26er RK. Als Sie das erste mal durchsah, hörte ich laut endlich das ersehnte "Ahhhhhhhhh, Wunderbar". Mit einem leichten Grinsen auf dem Gesicht legte ich das 12,5er und abschließend das 7er Harry Siebert mit 2X Barlow auf. Nun konnte man bei ca. 215X Vergrößerung, was immer noch im 6 Zoll Eigenbau(siehe in Ausrüstung Fehler im Spiegel bei 6 Zoll Eigenbau) überraschend scharf war, über den Mond spazieren.
Auch für mich, immer ein bewegender Anblick, über den Mond zu 'spazieren'. Ohne dabei nachdenken zu müssen, was es ist, was ich sehe. Einfach nur spazieren sehen.
Wir trennten uns nach diesem Anblick, und ich hoffe, ich konnte einen Neuling für unser wunderschönes Hobby begeistern.

Wenn es Tanja, so viel Spaß gemacht hat, das alles zu sehen, wie mir es Ihr zu zeigen, war der Abend gelungen.

Viel Spaß beim Hobby und einen klaren Nachthimmel wünsche ich !
Donald Schwab

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