12.06.2005 - First Light mit dem 12er Lulatsch

12.06.2005 - First Light mit dem 12er Lulatsch

Verfügbare Ausrüstung:
Teleskop: Eigenbau (Selbstschliff) 12 Zoll f/6.1 (siehe Ausrüstung - Lulatsch)
Okulare: siehe Ausrüstung (Zubehör)
Sonstiges: leere Bierkiste zum draufstellen

 

Bericht:
"Baue niemals ein neues Teleskop, wenn Du nicht willst, das sich der Himmel mit Wolken zuzieht".
Meine persönliche Version von Murphys Gesetz für Hobby Astronomen.

Und nur um mich zu ärgern, war es dann Sonntag Abend klar und ich muss Montag arbeiten *grummel*.

Aber nicht mit mir ! Ich habe mich sicherheitshalber Mittags hingelegt um vorbereitet zu sein.

Gegen 22 Uhr baute ich , bei fast noch Tageslicht, auf und lies die Spiegel abkühlen. Ich wählte den dunkelsten Platz auf meinem Grundstück, hinter dem Haus. Er ist abgeschirmt durch viele Bäume und meinem Haus, so das mich kein Fremdlicht erreichen kann. Leider ist die Sicht auf SW und SE sowie dem Zenit begrenzt.

Gegen 23 Uhr warf ich einen Blick auf den Mond und den Jupiter. Der Mond zeigte sich sehr Strukturreich auch weit abseits vom Terminator. Der Krater "THEOPHILUS" hat mit seinen Terrassen reichen Kraterrändern und den drei Zentralbergspitzen am besten gefallen. Wenn der Mond etwas höher steht muss ich mir Ihn noch mal ansehen. Er stand schon in den Baumkronen.

Der Jupiter gefiel mir heute nicht so gut. Vergrößern konnte ich, Seeing bedingt, "nur" bis auf 300X. Der GRF war auffällig zu erkennen und zeigte einen Ansatz von einer Struktur, die ich aber nicht weiter definieren kann. Das NEB zeigt feine wagrechte Strukturen. Rund um den Jupiter war etwas Streulicht zu erkennen, was wie ein leichter Halo aussah. Der Effekt , kann durch die mangelnde Durchsicht oder vom Silberbelag kommen. Dieses muss ich noch weiter untersuchen. Ich habe kaum Helligkeitsverlust durch die Vergrößerung festgestellt. Wir haben nun 23:30 und es ist immer noch relativ Hell. Ich könnte immer noch eine Zeitung ohne Lampe lesen.

Um 0:30 ging ich an die Deepsky Objekte. Die Grenzgröße schätzte ich auf 4m5. Das Reiterlein den großen Wagens konnte man nur indirekt sehen. Also nicht gerade optimale Bedingungen für Deepsky. Mir blieben also nur die helleren "Kerzen" des Universums.

M13 sollte als erstes herhalten. Hercules stand in SE Richtung und war selbst im Sucher als kleiner Matschfleck sofort zu finden. Ich startete mit dem 40er 2 Zoll(45X) und dachte mir "ganz Nett" Der Rand aufgelöst , die Mitte etwas Matschig. Im 15er(120X) WW musste ich schon mal kurz schlucken. M13 nahm nun schon fast 30% des Gesichtsfeldes ein und war komplett aufgelöst. Als ich dann mit dem 9er WW(200X) auf den Sternhaufen losging , war es fast wie Sex ! Geil einfach Geil ! M13 nahm fast das komplette Gesichtsfeld ein. Farben von Weiß bis Orange waren zu erkennen. Einzelsterne bis ins Zentrum. In meinem Kopf stellte sich fast ein 3D Gefühl ein. Die Zentralsterne waren genauso Hell wie die umliegenden Sterne außerhalb von M13. So Hell hatte ich es bei den Bedingungen nicht erwartet. Der Wechseln zum 6er WW(300X) brachte ein nicht mehr so schönes Bild und ich wechselte wieder zurück zum 9er WW. Ich war begeistert und scharf auf die nächsten Sternhaufen.

M92 (im Kopf des Hercules) war mein nächstes Ziel. Ein sehr kleiner zierlicher Haufen, der die Auflösung etwas weiter Testen sollte. Im 40er 2 Zoll , sehr unscheinbar, aber leicht als Sternhaufen erkennbar. Wegen der Größe ging ich gleich zum 9er WW über. Es waren ca. 90% den Sternhaufens aufgelöst. In der Mitte waren einige Sterne noch als Klumpen erkennbar, die sich nicht in Einzelsterne trennen ließen. In meinem 6,5er schaffe ich es gar nicht diesen Sternhaufen aufzulösen. Hier ist er nur am Rand etwas Körnig.

M3 kam nun langsam über mein Hausdach und war mein nächstes Ziel. Von M92 etwas enttäuscht , aber vom M13 begeistert, stellte ich aufgeregt den Tubus auf die Gegend von Arcturus. Wie macht das Roland immer : Mit den Stangen den Tubus in die Gegend von Arcturus gedreht, kurz durch den Telrad gepeilt, "Da is er, sehe durch". Und.... nix. Das müssen wir noch üben :-) Also doch den Sucher bemühen. Der Einblick ist im Zenit etwas mühsam und ich denke darüber nach einen Zenitspiegel in den Sucher zu stecken. Ahhhh, jetzt ist da, ich war noch zu nahe an Arcturus :-) M3 ist wie M13 ein Erlebnis, das mich ganz einnimmt. Aufgelöst bis in den letzten Stern, aber im 9mm WW nicht Formatfüllend wie M13. Die Helligkeit erscheint mir gleich wie bei M13. Feine punktförmige Sterne, einfach schön. Ich flog ca. 20 min nur zwischen M13 und M3 hin und her. Ich konnte mich gar nicht satt sehen.

Natürlich hatte ich M13 und 3 schon bei Roland im 12,18 und 21 gesehen, aber das hier war was anderes, es war mein Teleskop, das diese schönen Bilder zeigte :-) Etwas Besitzerstolz gehört einfach dazu.

Mist wir haben ja schon nach 1 Uhr. Um 6:30 muss ich raus und langsam fallen mir die Augen zu. Aber M57 muss einfach noch sein. Schon im 40er war M57 groß und hell als Ring zu erkennen. Im 6,5er habe ich ihn schon mal im 40er übersehen. Das Zentrum ist fast schwarz. Mit dem 9mm WW war der Ring sehr viel größer und zeigte eine blau/graue Farbe(Einbildung ?). Erste Details und Strukturen waren im Ring erkennbar. Man erkannte das dieser nicht richtig Rund war. Das Zentrum war nicht mehr schwarz sondern zeige auch eine hellere nebelartige Struktur. Ich dachte erst an einen Fehler, hier hatte ich vorher noch nie was gesehen. Sterne waren im Ringnebel für mich keine Erkennbar. Die Müdigkeit lies mich dann die Nacht abbrechen und den Lulatsch verpacken.

Mein Fazit dieser Nacht: 1. Die Rockerbox muss noch etwas stabiler werden. Der Tubus schwingt ca. 5 Sekunden nach.
2. Mit der leichten Überkorrektur kann ich sehr gut leben.
3. Die Silberschicht zeigt durchaus schöne und helle Bilder.
Die bleibt erst mal drauf und braucht nicht als Notlösung betrachtet werden.
4. Die Nachführung mit der Schallplatte und dem Roladengurt geht sehr gut und Leichtgängig.
5. Ohne Gewicht(hinten) geht es in Horizontsnähe beim großen 40er 2 Zoll Okular nicht.
(Das Problem werde ich eventuell mit einer neuen Rockerbox lösen)
6. Egal wie schön die Nacht war, am nächsten Tag, nach nur 4,5 Stunden Schlaf, tut dir auf der Arbeit alles leid :-)

Viel Spaß beim Hobby und einen klaren Nachthimmel wünsche ich !
Donald Schwab

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