Eigenbau eines Dobson Teleskops (Kanalrohr Mini Dobson)
Wer träumt nicht mal von einem schönen großen Dobson ? Nun wenn man sich die Preise ansieht, platzt der Traum schnell wie eine Seifenblase. Der Eigenbau kann hier Geld sparen und sogar noch wahnsinnig viel Spaß machen. Aber man sollte vielleicht erst mal einen Prototyp machen um beim großen dann aus den Fehlern zu lernen.
Also entschloß ich , in Ebay nach billigen Spiegeln Umschau zu halten. Die , die ich fand, erwiesen sich als nicht schlecht und waren günstig.
Es war 4,5Zoll Hauptspiegel und ein Fangspiegel dazu.
Nun da war noch das Problem mit dem Tubus und dem Okularauszug. Beides zusammen wäre fast so Teuer wie ein neues Teleskop, also muß was anders her.
Im Baumarkt stieß ich auf ein 150er Kanalrohr, das wohl etwas zu groß wäre, aber es schadet ja nicht , dachte ich. Im Deckel kann man bestimmt den Spiegel gut befestigen.
Nun der Okularauszug. Das Teil selbst zu bauen ist schon die größte Herausforderung und ohne Drehbank nicht zu machen. Also was nun ? Im Internet stieß ich auf die Funktionsweise des Okularschlittens.
Als erstes machte ich mir mal eine Zeichnung , wie der Okularschlitten aussehen soll. Zum Vollbild , bitte auf das Bild klicken.
Das Rohmaterial des Okularschlitten. Alu Vollmaterial Vierkant Stäbe(12mm)und ein Gewindestab M5. Plastikwinkel(15X15mm) als Gleitlager. Ein Alu Vierkant Rohr mit 7mm.
Das Verchromte Rohr ist von einer Klospülung und in das Rohr paßt genau das 1 1/4 Zoll Okular rein :-))
Es geht los - Der Okularschlitten
Laut Plan sägen wir die vier Teile(die 12mm starken) des Rahmens des Okularschlittens ab und feilen sie auf Maß.
In die Stirnseiten der kleineren Teile wird ein M4er Gewinde geschnitten.
Fertig verschraubt sieht der Rahmen dann so aus. Die Schrauben und Flächen werden mit Loctite verklebt.
Das Vierkantrohr(7mm) wird genauso lang abgesägt (2 Stücke), wie der Rahmen nun breit(65mm) ist. Dann wird das M5er Gewinde für den Stab rein geschnitten. Die Pos muß ausgemessen werden , bei mir waren das ca. 18mm vor dem Ende. Das Gewinde muß in beide Teile rein.
Bevor nun die Plastikwinkel gegeneinander (siehe Zeichnung) mit den beiden kleinen Vierkantrohrstücken montiert werden, sieht das ganze so aus. Hier werden gerade die Teile, im Schraubstock fixiert, um sie zu montieren. Es ist bis jetzt nur ein Plastikwinkel befestigt. Ohne Schraubstock würde alles auseinander fallen. Es ist eine Mischung aus Loctite und kleinen Blechtreibschrauben. Die beiden Pastikwinkel müssen an einer Seite etwas abgefeilt werden, das Sie Spielarm auf den beiden Aluvollmaterial Stäben des Rahmens gleiten(siehe Zeichnung).
So die Montierung des Schlittens auf dem Rahmen ist fertig. Nun kommen wir zu der Gewindestange, die das ganze dann verstellen läßt.
Hier kann man sehen , wie ich das mit den beiden Plastikwinkeln gemeint habe.
Nun was brauchen wir noch um den Schlitten mittels des Gewindestabes zu bewegen ? Die beiden Enden des Stabes müssen irgendwo gelagert werden. Dazu säge ich von dem Vierkant Vollmaterial zwei 40mm lange Stücke ab und Bohre ein 5,5er Loch rein(Anzeichen an der Gewindestange die in dem Schlitten ist). Notfalls tut es auch ein 6mm, da das Spiel der Gewindestange zweitrangig ist. Die beiden Lagerblöcke sind hier noch nicht verschraubt !
Wichtig ist das der Schlitten sehr Spielarm auf dem Rahmen sitzt. Zusätzlich habe ich den kompletten Schlitten noch mit Heißkleber verklebt. Das sollte halten !
Der fast fertige Okularschlitten. Er ist sehr leichtgängig, hoffentlich nicht zu leicht ?!? Der Verstellweg ist 40mm, ich denke daß das reicht. Am Ende der Gewindestange habe ich einen Knopf festgeschraubt.
Das Spiel des Okularschlitten ist weniger als 2/10tel mm, mal sehen ob das ausreicht.
Auf den Schlitten selbst wird dann noch oben eine Aluplatte(alte Frontblende) mit einem Loch für das Chromerohr montiert. Die Unterseite werde ich komplett mit Kunststoff , oder Heißkleber ausgießen.Das zweite Loch rechts, hat nichts zu bedeuten, da habe ich mich verbohrt. Die beiden weißen Plastikteile rechts(oben und unten) sind für die Zukunft gedacht, wenn das ganze mal Motorisiert werden soll. Die Gewindestange wird an beiden Enden mit selbstsicherten Muttern so weit festgedrerht, das das Spiel nachlässt ohne das die Leichtgängigkeit darunter leidet.
Realmedia Videoclip der zeigt, wie der Okularschlitten bis jetzt funktioniert.
Nun wird eine kleine Aluplatte so ausgeschnitten das sie ganau auf den Schlitten passt. In diese wird ein Loch reingebohrt und aufgefeilt bis das Chromerohr genau rein passt. Die Platte wird mit vier Schrauben befestigt. Der untere Teil mit Rohr habe ich mit Heißkleber ausgegossen, mal sehen ob das hält. Den Plastikknopf habe ich gegen einen aus Metall ausgetauscht, der ist Stabiler.
Es wird nun der Fangspiegelhalter(7mm Vierkantrohr) mit einer Länge von ca. 80 mm abgesägt und mit einem Stück 5er Gewindestab (durch das 7mm Vierkantrohr gesteckt) an dem Schlitten befestigt(zwei Muttern oben und unten). Ich bohre dazu ein 5er Loch in linken der beiden Querträger des Schlittens.
Nun den Halter so biegen das der daran montierte Spiegel genau in der Mitte des Okularhalters(Chromerohr) zu sehen ist. Der Gewindestab bleibt die ganze Zeit drin, dann kann sich das Vierkantrohr auch nicht verformen ! Wenn das Verschraubt ist, wird man überrascht sein, wie stabil das ist. Der Halter des Fangspiegel wird später noch in der Länge angepasst werden, wenn das ganze Teleskop zusammen gebaut wird.
So sieht das dann durch den Okularhalter aus.
Auf dem Linken Bild kann man sehen das der Fangspiegel mit einer Feder zentral befestigt ist. er wird dann mit drei Schrauben (rechtes Bild) durch die Löcher im Halter zu verstellen sein.
Nun wird der Okularschlitten mit etwas Mattscharz lackiert. Sieht doch gleich ganz anders aus , oder ?
Es geht weiter - Der Tubus und der Zusammenbau
Nun da der Okularschlitten fertig war , konnte ich ihn nochmals vermessen und dann die Zeichnung für den Tubus machen.
Ich nehme mir als erstes den Kanalrohrdeckel vor in dem ich die Hauptspiegelhalterung befestigen will. Ich lege die Halterung mittig in den Deckel und zeichene die Löcher an. Ich bohre die drei Stück die ein Gewinde in dem Halter haben (Einstellschrauben). Mann sollte sich ab nun etwas mehr Zeit lassen und alles nochmal messen.
Rechts neben den Einstellschrauben bohre ich ein 5er Loch und schreide ein M6er Gewinde rein. Diese Schraube drückt dann von hinten an den Spiegelhalter , wo kein Loch oder Gewinde ist. Dadurch lässt sich der Spiegel dann auch kontern.
Auf den Spiegelhalter, wo der Spiegel drauf gelegt wird, klebe ich drei Filzscheiben auf die der Spiegel dann gebettet wird. In der zwischen Zeit trocknet der Kanaldeckel , den ich innen Mattschwarz und aussen Blau lakiert habe.
Die Einstellschrauben werden von aussen nach innen durchgesteckt und dann eine kleine Feder(aus der Bastelkiste Batterie Feder Mignon) über die Schraube gelegt, auf der dann der Spiegelhalter liegt. Die Konterschrauben verhindern das verstellen. Zum Einstellen des Spiegels wird dann die Konterschraube(Imbus M6) gelöst und die Schlitzschraube mit einem
Schraubendreher verstellt. VORSICHT !! Nicht zu weit rausdrehen, sonnst hat man ein Problem !
So, nun vermessen wir den Tubus. Das Gummi muß raus , sonst bekommen wir den Deckel nicht mehr runter. Den Deckel , mit dem befestigten Spiegel, in das Rohr stecken und den Deckel seitlich mit drei kleinen Schrauben(Blechtreibschrauben) befestigen.
Wir drehen das Rohr auf den Kopf , und vermessen mit einem Meter(Ende etwas abkleben, wegen Spiegel) von der Spiegelmitte bis zum oberen Ende des Rohrs.
Nun das Ergibt bei mir 1,05.8 m
Nun messen wir das Rohr aussen incl. dem Deckel, das ergibt bei mir 1,08.6 m.
Also ist unser Spiegel mit Halter so ca. 2,8 cm hoch, das merken wir uns.
Nun sehen wir auf unseren Plan, in dem steht das vom Spiegel bis zur Okularmitte 750mm gemessen werden sollen. Auf diese rechnen wir nun die 28mm drauf und kommen auf 778mm.
Genau dort markieren wir, vom Deckel aus gemessen, unser Punkt, wo später das Okular sein soll. Wenn wir uns da nicht vertan haben :-))
Nun übertragen wir die komplette Länge und die Breite des Innenmaßes , vom Okularschlitten auf das Rohr. Dazu sollte man sich etwas Zeit nehmen. Das Loch wird dann mit der Stichsäge ausgeschnitten. Zu den Löchern komme ich gleich noch.
Wenn wir nun unseren Okularschlitten auf unser Loch legen, werden wir feststellen , das ich im Plan keine Befestigung vorgesehen habe, nun das wollte ich erst am Objekt selbst versuchen. Ich habe mir dazu zwei Alublechstreifen geschnitten in die ich Mittig ein Loch (5mm) gebohrt habe. Diese werden so gebogen das sie genau die Rundung des Rohrs haben. Am jeweils äusseren Ende der Streifen bohre ich ein 5mm Loch, die dann auf das Rohr übertragen werden. Diese ergeben die Löcher , wie oben zu sehen. Die Streifen werden mit der Schraube , die rechts und links des Okularschlitten zu sehen sind, befestigt. Der Schlitten sitzt bobenfest.
Ein Blick in das Rohr , zeigt das unser Fangspiegelhalter noch zu lang ist. Er muß extakt bei Spiegeln von weniger als 150mm mittig und bei mehr etwas näher bei dem Hauptspiegel sitzen(Nach Offset im Internet suchen).
Nach dem ausbauen des Fangspiegelhalters(geht im Eingebauten Zustand des Schlittens) und absägen von ca. 8mm(bei mir) sitzt er perfekt.
Nun jetzt kommt die härteste Arbeit. Wir müßen unser Teleskop einstellen. Es ist natürlich so verstellt, wie ein Teleskop nur verstellt sein kann. Doch nach ca. 1 Stunde, Fangspiegel und Hauptspiegel einstellen, kommen wir dem Ergebnis schon sehr nahe, der Laser ist fast in der Mitte(Einstell Anleitung findet man im Bastel Bereich). Ein Blick in den Okularauszug zeigt nach dem Einstellen sieht das schon wie bei einem 'normalen' Teleskop aus.
Die beste Justieranleitung , die ich gefunden habe findet man hier !
Nun , natürlich kann ich es selbst mit dem noch innen Hochglanz Tubus nicht erwarten, zu sehen ob er geht. Ich lege mir den Tubus mit einem Kellner 20mm auf meine Schultern und gehe raus um mein Glück zu versuchen. Ohhh alles voller Nebel, man sieht keine 200m weit. Ich habe versucht einen Baum (ca. 20m) in den Fokus zu bekommen und bemerkt das dann der Schlitten fast am linken Ende ist. Der Baum ist aber bis in die Nadeln gestocken scharf :-)))) *freu*
Das soll aber normal sein, da man für nahe Objekte eine größere Brennweite braucht. Also muß ich warten bis das Wetter besser wird. Man kann aber wenn die Brennweite noch etwas verlängern , in dem man den Okularschlitten weiter vom Spiegel weg versetzt. Wenn das rausgesägte Stück wieder eingeklebt , verspachtelt und lackiert ist, sieht das keiner mehr.
Nun ich habe bemerkt , das das Licht was von hinten seitlich an dem Okularschlitten rein fällt, Probleme macht. Also habe ich mit etwas weichem Gummi das ganze abgeklebt.
Unser Tubus ist nun fertig und kann wieder komplett zerlegt werden.
Er wird innen Mattscharz und aussen Blau lakiert werden. Mann kann auch innen eine Streichfarbe mit etwas Sand mischen, das erhöht den Kontrast dann noch.
Der Tubus ist nun lackiert und das Wetter ist auch besser geworden, Zeit für einen kleinen Test. Ich habe , da ich noch keine Rockerbox gebaut habe, habe ich den Tubus mit einem Gürtel auf der EQ-2 festgebunden. Das stöhnen meiner kleinen Montierung hat man noch Kilometer weiter gehöhrt :-))
Der erste Versuch(Bild rechts) am Mond ist nicht schlecht für ein Kanalrohr :-)) Oder ? An der Einstellung muß ich noch arbeiten, das Teleskop hat oben und unten Geisterbilder. Es ist angenehm , das der Okularschlitten sehr fein einzustellen geht, man muß schon etwas schneller drehen um das Bild merkbar unschärfer zu bekommen.
Es geht weiter - Die Rockerbox
Um das Holz zu bekommen , gehen wir mit einem Brecheisen in unser Wohnzimmer und zerlegen eine Schranktür. Um Streit mit der Frau zu vermeiden , kann man aber auch ein 15mm Sperrholzstück kaufen.
Erst mal wieder ein Zeichnung , so wie ich mir das Teil vorstelle.
Aus einer alten Schranktür mache sich die Seitenteile und aus einem Stück Preßspan die Böden.
Alle Seiten der Zuschnitte werden abgeschliffen.
Die Laufräder schneide ich aus dem Preßspan so aus das diese in ein Stück Abfall vom Kanalrohr reinpasst. Fixiert wird alles mit ein paar Drahtstiften.
Hier ist die Rockerbox schon verleimt und verschraubt. Ich habe das Teleskop mal testweise draufgelegt.
Der Boden wird angeschraubt und die Mitte der Grundplatte und des Bodens markiert und mit einem 8er Loch verbohrt. Hier kann ein Lager oder auch die Teflon angebracht werden. Eine Idee mit kleinen Laufrädern, die zwischen die beiden Platten kommen, habe ich noch , mal sehen ob das geht.
Hier kann man sehen wie die Laufräder montiert sind und mit einem leichten Wiederstand auf dem Alublech rutschen.
Normal kann man nun schon die Rockerbox streichen, ich besorge mir noch ein paar Schutzwinkel und eine längere M8er Schraube, dann geht es weiter.
So die Grundplatte, wo unter die Rockerbox kommt, wird mit drei Standfüßen bestückt. Das sind verstellbare Möbelbeine aus dem Baumarkt(Bild links). Die andere Seite kann anstatt mit Teflon , auch mit drei Laufrollen(auch vom Baumarkt) versehen werden, auf denen dann der Boden der Rockerbox läuft. Warum nehme ich nur drei ? Nun es gibt eine Regel. Ein Tisch mit vier Beinen wackelt eher als einer mit drei, der kann kar nicht wackeln. Versucht es selbst.
Fertig mit der 8X60er Schloßschraube und einer Großen Unterlagsscheibe verschraubt , sieht das ganze dann so aus. An der Stelle werde ich eventuell noch ein Zentrales Lager suchen, da ich vermute , das das Holzloch mit der Zeit ausschlägt. Die Box lässt sich schon leicht und Ruckelfrei drehen.
Beim Okularschlitten habe ich mit Versuchen festgestellt, das sich das Flankenspiel des Gewindestabes , mit einer Feder noch etwas minimieren lässt.
Beim letzten Handgriff müßen mir leider meine Söhne noch schnell zur Hand gehen. Na beim nächsten mal kann ich es dann alleine :-)))
Eine Idee hatte ich noch , um Deepsky Objekte besser auf finden zu können. Ich brachte eine 90 Grad Skala am Laufrad an. Mit so mancher Software , meiner auf dem Palm auch, kann man von Parallaktisch auf Azimutal umschalten und hat dann diese Angaben zu auswahl. Mit einem Kompass als Ergänzung, sollte man dann ca. in der Gegend sein, wo das Objekt ist. Hier der Downloadlink der Skala, zum selbst ausdrucken(rechte Maustaste - Ziel speichern unter).
Als Staubschutzdeckel habe ich mir einen Sonnenfilter mit verschiebbaren Schutzdeckel gemacht.
So das war´s , wenn nun noch ein Sucher montiert ist, kann es mit dem Firstlight losgehen. Ich bin gespannt , was es bringt. Der Beobachtungsbericht wird bei den Berichten auf dieser Seite zu finden sein. Viel Spaß beim nachbauen. Bei Fragen stehe ich gerne zu Verfügung !
Der Sucher ist nun auch eingetroffen.
Fazit:
Wir haben nun ein Teleskop, das bei weitem die Stabilität eines Kaufhaus Teleskopes und sogar der EQ-2 meines Celestrons übertrifft. Es ist was feines wenn man an dem Okularschlitten den Saturn scharfstellt und das Bild kaum wackelt :-)
Gegenüberstellung der Kosten und des Aufwandes: